Rückblick: Am Nikolaustag 2018 hat der Steinfurter Sprachkurs 726 einen Ausflug zum Münsteraner Weihnachtsmarkt gemacht. Wir haben hier auf dem Blog im November bereits von den verschiedenen Märkten berichtet. An den schönen Erlebnissen und den stimmungsvollen Eindrücken möchten wir euch heute teilhaben lassen und euch erzählen, wie wunderbar handlungsorientierter Deutschunterricht gelingen kann. Auf dem langen Weg Deutsch zu lernen war dies ein toller und abwechslungsreicher Tag für die Teilnehmenden des Integrationskurses.
Es war nicht einfach, sich kurz vor der anstehenden Prüfung etwas zu gönnen, den Kopf frei zu kriegen und sich auf Weihnachten zu konzentrieren. Besonders schwer fällt es, wenn man glaubt, dass man mit Weihnachten gar nichts anfangen kann. Der Kursleiterin Lili Panchulidze-Brömstrup (vorne im Bild) ist es aber gelungen, an schöne Erinnerungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer anzuknüpfen und Weihnachten so auch zu ihrem Fest zu machen. Sie hat ihre Eindrücke für uns zusammengefasst:
„Am 6.12.2018 hat der ganze Kurs einen Ausflug auf die Münsteraner Weihnachtsmärkte gemacht. Die Aufregung war bemerkbar. Die Kursteilnehmer/innen erlebte ich so verbunden, wie nie zuvor innerhalb der letzten sechs Monate. Bahn-Tickets von Steinfurt nach Münster für 10 Personen zu kaufen war die erste Herausforderung, die gemeinschaftlich gemeistert wurde. Auch für mich als Kursleiterin war es ein schönes Gefühl nach der „Investition“ an Zeit, Geduld, Empathie und Engagement etwas zurück zu bekommen. Die Unterhaltung im Zug war schon spannend. So viel habe ich im Unterricht bisher nie über meine Teilnehmer/innen erfahren. Auf einmal wurden alle offener und gesprächiger. Die Komplexe, Fehler zu machen, waren vergessen. Es war toll, sie alle einmal ganz anders als im Unterricht zu erleben.
Am Hauptbahnhof, wo uns schon einige Kursteilnehmer/innen erwarteten, nahm das Treffen einen positiven Anfang: wir haben das erste Gruppen-Foto für unser Fotoalbum gemacht. Plötzlich hörte ich eine begeisterte Stimme: „Wie schön, ich liebe alle Bahnhöfe zur Weihnachtszeit. Es ist so wunderschön!“. Für die Begeisterung sorgten ein riesiger, goldfarbig geschmückter Tannenbaum und die davor ausgestellten Holzfiguren, die die Weihnachtsgeschichte wunderschön und kreativ darstellten. Auf meine Frage, welchen Bahnhof die Teilnehmerin in Deutschland am schönsten fände, hieß es „alle“ – meiner Meinung nach zurecht.
Wir marschierten zuerst zum ältesten Weihnachtsmarkt von Münster im Rathausinnenhof. Erste Aufgabe: wir wollten etwas trinken, um Kraft zu tanken und gemeinsam auf unser Zusammentreffen anzustoßen. Da nicht jeder Alkohol trinkt, gaben wir eine Bestellung für Glühwein, Kinderpunsch, Kakao oder Coca-Cola auf. Das jeweilige Getränk wurde mit sehr unterschiedlichen Vokabeln beschrieben als „zu stark, sehr lecker oder unvergesslich“ und sogar das Wort „fruchtig“ fiel. „Vollmundig und aromatisch“ war der Genuss des Glühweins, dessen Name auch sehr großes Interesse weckte. Das war Deutsch lernen auf sehr praktischem Weg! Wir stießen gemeinsam auf uns an, auf die letzten sechs erfolgreichen Monate und darauf, dass wir uns kennengelernt haben. Die „magischen“ Getränke sorgten direkt für gute Laune.
Danach ging’s weiter und wir ließen unseren Weihnachtsmarktbesuch zu einem unvergesslichen Erlebnis, sowohl geschmacklich als auch bildlich, werden. Besonders der Stand, an dem finnischer Honig verkauft wurde, begeisterte alle sehr. Gemeinsam genossene Waffeln mit Kirschen und Sahne weckten Erinnerungen an zu Hause, an Oma und an ein friedliches Zusammenleben.
Im feierlichen Lärm an der Lambertikirche entdeckten wir die bekannte riesige Weihnachtstanne und konnten nicht, ohne ein Erinnerungsfoto zu machen, an ihr vorbeilaufen. Auch der Kiepenkerl ist nun kein Fremdwort mehr für meine Kursteilnehmer/innen. Sie haben die Figur gesehen, berührt und die Geschichte dazu gehört. Zuletzt haben wir den jüngsten Weihnachtsmarkt an der Überwasserkirche aufgesucht. Wir empfanden eine Schönheit, die man kaum mit Worten beschreiben kann. Ehrfürchtiges Staunen ergriff uns.
Religiöse Elemente konnten die Teilnehmer/innen auf dem Aegidii-Markt entdecken. Hier stand eine sechs Meter hohe Weihnachtspyramide aus Holz mit einem Glockenspiel, das alle bewunderten.
Aber auch andere wunderschöne Stände, wie z.B. der mit den Gewürzen und einer mit leuchtenden Luftballons, verdienten unsere Aufmerksamkeit. Für einen unvergesslichen Abschluss sorgten wir mit Fotos, auf denen wir rote Nikolausmützen trugen. Es wurde viel gelacht, die Stimmung war gelöst.
Auf dem Weihnachtsmarkt wurden an diesem Tag unsere fünf Sinne in Anspruch genommen. Wir haben geschmeckt, gehört, gesehen, geschnuppert und gefühlt. Vielleicht konnten wir euch mit unserem Beitrag anstecken, auch einmal einen Weihnachtsmarkt zu besuchen, um dort eure Sinne anzuregen.
Wir wünschen euch eine wunderschöne Weihnachtszeit. Lasst die Zeit zu eurer schönsten Erinnerung werden!“
Wir danken Lili für diesen Beitrag und dem Kurs dafür, dass ihr uns an euren Erlebnissen teilhaben lasst!!!
Fotos: Panchulidze-Brömstrup