Der internationale Weltalphabetisierungstag wird jährlich am 8. September begangen. Die UNESCO will so an die Bedeutung von Alphabetisierung und Erwachsenenbildung erinnern. Leider ist es bis heute in vielen Ländern immer noch ein Privileg, lesen und schreiben zu lernen. Laut des Bundesverbandes „Alphabetisierung und Grundbildung“ leben allein in Deutschland etwa 7,5 Millionen Erwachsene im Alter zwischen 18 und 64 Jahren, die als “funktionale Analphabeten” gelten. Das bedeutet, dass die Lese- und Schreibfähigkeiten nicht ausreichen, um den gesellschaftlichen Anforderungen zu entsprechen. Betroffene können einzelne Sätze lesen und schreiben, nicht aber zusammenhängende Texte in seiner Logik erfassen. Von „Primärem Analphabetismus“ spricht man hingegen, wenn ein Mensch nie in seinem Leben Lese- und Schreibkompetenzen erworben hat. „Sekundärer Analphabetismus“ umschreibt, dass die Fähigkeiten zwar erlernt wurden, der Mensch die Kenntnisse jedoch wieder verlernt hat.
Analphabetismus ist ein globales Problem mit vielen Ursachen. Armut spielt dabei natürlich eine sehr große Rolle, da armen Menschen der Zugang zu jeder Art von Bildung verwehrt bleibt. Eine schlechte Bildungspolitik, fehlende Förderung/politische Aufmerksamkeit und auch Geschlechterdiskriminierung sind weitere Gründe. Bis heute dürfen weltweit viele Mädchen und Frauen beispielsweise nicht zur Schule gehen.
Wer in Deutschland lebt, der hat großes Glück, denn hier gibt es in jeder Stadt zahlreiche Hilfsangebote, wie z.B. das Alfa-Telefon.
Für Menschen mit Migrationshintergrund, die in einer anderen Schrift (z.B. Arabisch) alphabetisiert sind, aber (fast) keine lateinischen Buchstaben lesen oder schreiben können, bietet das BIMS einen besonderen Alphabetisierungskurs an:
Integrationskurs Deutsch mit Alphabetisierung
Der Integrationskurs Deutsch mit Alphabetisierung besteht aus Sprachkurs und Orientierungskurs. Im Sprachkurs erlernen die Teilnehmenden zunächst das lateinische Alphabet bevor sie lernen, in dieser Schrift zu lesen und zu schreiben. Sie werden an systematisches Lernen herangeführt und üben dazu verschiedene Lernstrategien ein. Durch die geringe Gruppengröße von durchschnittlich 12 Personen ist sichergestellt, dass die Lehrkraft sich auf die individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse einstellen kann. Später werden im Sprachkurs wichtige Themen aus dem alltäglichen Leben behandelt, wie z.B. Einkaufen, Essen & Trinken, Wohnen, Gesundheit und Arbeit. Sie lernen Briefe und E-Mails schreiben, Zeitung lesen, telefonieren, dem Arzt von ihrer Gesundheit berichten und vieles andere mehr. In Rollenspielen, Diskussionsrunden usw. erhalten alle die Möglichkeit, Ihre Sprechfähigkeiten zu verbessern.
Der Sprachkurs besteht aus einem Basissprachkurs (Niveaustufen A1 und A2) sowie einem Aufbausprachkurs (Niveaustufe B1). Regelmäßige Tests zum Wortschatz und zur Textproduktion sowie zwei interne Zwischenprüfungen (A1 und A2) helfen dabei, die bisher erreichten Kenntnisse und Fähigkeiten einzuschätzen. Den Abschluss bildet die anerkannte telc-Prüfung „Deutsch-Test für Zuwanderer“ (A2/B1).
Im Anschluss an den Sprachkurs folgt der Orientierungskurs. Hier erfahren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer viel über die deutsche Rechtsordnung, Geschichte und Kultur. Sie lernen ihre Rechte und Pflichten in Deutschland kennen und sprechen über Werte, die in Deutschland wichtig sind, z.B. über Gleichberechtigung und Religionsfreiheit. Das erfolgreiche Absolvieren eines Integrationskurses ist Voraussetzung, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwerben. Am Ende des Orientierungskurses nehmen Sie daher an einem Abschlusstest “Leben in Deutschland” (Einbürgerungstest) teil, damit Sie die für das Einbürgerungsverfahren erforderlichen Kenntnisse nachweisen können.
Weitere Informationen zu den Integrationskursen bekommen Sie von den Kolleginnen und Kollegen unserer Fachabteilung „German Language Academy – Deutsche Sprachakademie“.
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