Der Weltreligionstag wird jedes Jahr am dritten Sonntag im Januar begangen und wird auch Tag der Religionen oder World Religion Day genannt. Er wurde 1950 durch die Nationale Geistliche Versammlung der Bahai der Vereinigten Staaten initiiert und wird seitdem jährlich weltweit gefeiert.
Ziel
Das wichtigste Ziel, das am Weltreligionstag verfolgt wird, ist den Menschen in Erinnerung zu rufen, dass sie ein Recht auf eine freie Religionsausübung haben. Außerdem wird dieser Tag genutzt, um besser über die verschiedenen Religionen aufzuklären. Die Aufklärung und das Verständnis anderer Religionen tragen entscheidend dazu bei, diese zu tolerieren und den eigenen Glauben nicht für den einzig Richtigen zu halten. Der Aktionstag soll genutzt werden, um die Gemeinsamkeiten der Weltreligionen zu betonen und um die Toleranz zu stärken.
Was genau ist Religion eigentlich?
„Religion“ als Begriff leitet sich aus dem lateinischen „religio“ ab, was so viel bedeutet wie „Ehrfurcht“. Den Begriff genau zu definieren, ist nicht ganz leicht. Wesentlich ist bei dem Begriff, dass es sich um Weltanschauungen und um Sinngebungen handelt. Worauf es ankommt ist der Glaube an etwas „Übernatürliches“. Was das Übernatürliche ist, variiert von Religion zu Religion.
Das Übernatürliche kann aber jeweils als eine Art wirkende Kraft interpretiert werden, die unser Schicksal lenkt. Ein religiöser Mensch, ganz gleich mit welcher religiöser Zugehörigkeit, glaubt also an etwas, dass ihm/ihr Orientierung in der Welt gibt. Der Glaube verleiht dem Leben einen Sinn und lässt die Menschen Zusammenhänge besser verstehen. So geht es häufig darum, Antworten zu bekommen. Antworten auf die Frage, woher wir Menschen kommen und wohin wir gehen. Das gesamte Leben und das gesamte Dasein der Menschen werden durch Religion so in einen höheren Sinn eingebettet.
Je nach Religion sind die Antworten auf all die Fragen in unterschiedlichen Schriften niedergeschrieben. Für die Christen gilt so zum Beispiel die Bibel als heilige Schrift, für Muslime der Koran oder für Juden der Tanach. Diese unterschiedlichen Schriften haben gemeinsam, dass sie den Anhängern der jeweiligen Religion Regeln und Gebote vorgeben. Auch Rituale und verschiedene Zeremonien spielen dabei eine Rolle. Das können Gottesdienste, feste Gebetszeiten, Feiertage, Feste oder Gesang sein.
Was sind Weltreligionen?
Als Weltreligionen bezeichnet man heute die fünf weltweit größten Glaubensrichtungen. Dazu zählt:
- das Christentum (mit ca. 2,3 Milliarden Anhängerinnen und Anhängern)
- der Islam (ca. 1,6 Milliarden)
- der Hinduismus (ca. 940 Millionen)
- der Buddhismus (ca. 460 Millionen) und
- das Judentum (ca. 15 Millionen)
Daneben gibt es aber noch unzählige andere Religionen, die sich über Jahrhunderte oder sogar über Jahrtausende entwickelt haben. Häufig war mit der Entwicklung und Ausbreitung jedoch auch Gewalt, teilweise sogar Krieg, verbunden. Das liegt daran, dass einige Religionen „missionieren“. Das bedeutet, dass sie Nichtgläubige oder Menschen eines anderen Glaubens von ihrem überzeugen wollen. Dies gilt vor allem für das Christentum und den Islam, die aktiv Missionierung betreiben.
Bei der Entstehung von Religionen haben sich immer mehr Anhängerinnen und Anhänger einer Glaubensrichtung zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen, wodurch ihre Bedeutung und ihr Einfluss wuchsen. Das Christentum beispielsweise war am Anfang eine kleine Glaubensgemeinschaft, die sogar geächtet und verfolgt wurde. Mit wachsender Anzahl an Gläubigen wuchs jedoch auch der Einfluss dieser Gemeinschaft, sie wurden geduldet und das Christentum schließlich zur Staatsreligion erklärt.
Die Weltreligionen ordnen die Vielzahl an Religionen in ein grobes Raster. Dabei orientieren sie sich an der Anzahl der Anhängerinnen und Anhänger, der überregionalen Verbreitung und/oder an dem jeweils universalen Anspruch. Eine Weltkarte der Religionen findet ihr hier.
Und wie ist das mit „Gott“?
Bei den Religionen kann zwischen monotheistischen und polytheistischen Religionen unterschieden werden. Zum erstgenannten Fall zählen das Judentum, das Christentum und der Islam. „Monos“ bedeutet allein und „theós“ Gott. Für diese Religionen gibt es also nur einen einzigen allmächtigen Gott. Der Hinduismus zählt zu den polytheistischen Religionen da verschiedene Gottheiten verehrt werden („polys = viel). Im Buddhismus hingegen wird weder an einen Gott noch an das ewige Leben geglaubt.
Wir haben kurze Steckbriefe zu den 5 Weltreligionen für euch zusammengefasst.
Steckbrief zum Christentum
Im Christentum glauben die Menschen an Gott. Er gilt als Schöpfer der Welt. Sein Sohn, Jesus Christus, ist als Mensch geboren und der Gründer des Christentums.
Name der Anhänger/innen: Christen (Die Kirchenformen werden dabei in vier Gruppen zusammengefasst: die römisch-katholische Kirche, die evangelische Kirche, die orthodoxe Kirche und die anglikanische Kirche).
Symbol: Kreuz. Das Kreuz erinnert an den Tod von Jesus und an seine Auferstehung.
Das heilige Buch heißt: Bibel
Das Gotteshaus heißt: Kirche
Nach dem Leben? Christen glauben an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Steckbrief zum Islam
Im Islam glauben die Menschen nur an einen Gott. Er heißt Allah.
Name der Anhänger/innen: Muslime (hierbei unterscheidet man zwischen zwei großen Hauptgruppen, den Sunniten und den Schiiten)
Symbol: Halbmond. Der Halbmond war das Stadtwappen von Byzanz. Muslimische Krieger machten es nach der Stadteroberung zu ihrem Symbol. Heute heißt die Stadt Istanbul und liegt in der Türkei.
Das heilige Buch heißt: Koran
Das Gotteshaus heißt: Moschee
Nach dem Leben? Muslime glauben an ewiges Leben nach dem Tod. Allah entscheidet darüber, ob ein Mensch ins Paradies oder in die Hölle kommt.
Steckbrief zum Judentum
Das Judentum ist die älteste Weltreligion, in der die Menschen an nur einen Gott glauben.
Name der Anhänger/innen: Juden (hier wird allerdings noch zwischen liberalen, orthodoxen und den Reform-Juden unterschieden)
Symbol: Der Davidstern. Der Stern besteht aus zwei Dreiecken, die miteinander verbunden sind. Das eine Dreieck steht für Gott, das andere für die Menschen.
Das heilige Buch heißt: Tanach
Das Gotteshaus heißt: Synagoge
Nach dem Leben? Die Juden glauben an ein Leben nach dem Tod.
Steckbrief zum Buddhismus
Im Buddhismus glaubt man nicht an einen allmächtigen Gott, der einen den Weg weist. Es wird vielmehr erwartet, dass die Menschen Dinge hinterfragen, nachdenken uund dann vernünftig und logisch handeln.
Name der Anhänger/innen: Buddhisten
Symbol: Das Dharma-Rad. Es soll zeigen, dass das Leben kein Anfang und kein Ende hat.
Das heilige Buch heißt: Im Hinduismus gibt es nicht das eine Buch. Wichtig ist im Glauben aber die Veden – eine Sammlung von Liedern, Gedichten und Geschichten
Das Gotteshaus heißt: Tempel oder Stupas
Nach dem Leben? Alle Menschen sind in einem Kreislauf gefangen und werden nach dem Tod in einem anderen Körper wiedergeboren.
Steckbrief zum Hinduismus
Im Hinduismus kennen die Menschen Millionen von Göttern, verehren aber nur einige von ihnen.
Name der Anhänger/innen: Hindus
Symbol: OM (eine heilige Silbe). Sie symbolisiert das göttliche Prinzip und soll eine Verbindung zu Gott herstellen.
Das heilige Buch heißt: Im Hinduismus gibt es nicht das eine Buch. Wichtig ist im Glauben aber die Veden – eine Sammlung von Liedern, Gedichten und Geschichten
Das Gotteshaus heißt: Tempel
Nach dem Leben? Hindus glauben an die Wiedergeburt. Die Selle wird als unsterblich angesehen.
Wir sollten uns aktiv die Gemeinsamkeiten und nicht die Unterschiede der Religionen vor Augen führen. Wir alle suchen Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens sowie nach der Herkunft und der Zukunft des menschlichen Daseins. Alle Religionen spenden Menschen – weltweit – Hoffnung und Kraft. Den eigenen Glauben für den einzig Richtigen zu halten ist für eine Gesellschaft, in der die Menschen in Vielfalt leben dürfen, nicht zeitgemäß. Um in Frieden zusammen zu leben, im besten Fall um Weltfrieden zu erreichen, müssen alle Gläubigen sämtlicher Religionen zusammenarbeiten. Nur so kann eine Veränderung in der Welt bewirkt werden. Eine Kultur der Anerkennung religiöser Vielfalt zu schaffen, ist der wichtigste Schritt dorthin!
Lasst uns den Weltreligionstag nutzen, um über den eigenen Tellerrand zu schauen, um Neues zu lernen und um unsere Mitmenschen so besser zu verstehen. Geht in den Dialog – für ein friedliches Zusammenleben in Vielfalt! Eine plurale Gesellschaft mit lebendigem Austausch bereichert jede einzelne Lebenswelt.
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